Ein Scheich reitet durch die Wüste. Als er einen Dünenkamm erreicht, sieht er vor sich im Tal eine Oase – und am Rand der Oase drei Männer mit einer kleinen Kamelherde. Die Männer streiten so heftig miteinander, dass es den Anschein hat, als ob sie kurz davor stünden, sich gegenseitig zu erschlagen.In der Wüste repräsentiert der Scheich die Gerechtigkeit Gottes ebenso wie Seine Barmherzigkeit, und so treibt der Scheich sein Kamel zur Eile an, um seine Aufgabe als Friedensstifter noch rechtzeitig erfüllen zu können.

Das Auftauchen des Scheichs auf seinem edlen Kamel lässt die Männer innehalten in ihrem freudlosen Tun. Sie begrüßen den Herankommenden ehrerbietig und laden ihn ein, in ihrem Zelt Platz zu nehmen. Sie lassen sein Kamel versorgen, bewirten ihn mit Tee und allerlei Erfrischungen und erweisen ihm alle Ehren, die einem Gast seines Ranges in der Wüste zukommt.

 

Schließlich fragt der Scheich, worüber sie vor seiner Ankunft so erbittert gestritten hätten. Da beginnt der älteste der drei Männer zu erzählen:

„Wir sind drei Brüder. Unser Vater ist kürzlich gestorben und hat uns diese kleine Herde von 17 Kamelen hinterlassen. Auf seinem Sterbebett hat er verfügt, ich als der Älteste solle die Hälfte der Tiere bekommen, mein mittlerer Bruder ein Drittel und unser jüngster Bruder ein Neuntel. Da wir aber keines der Tiere schlachten dürfen, können wir uns nicht einigen, wie wir die Herde aufteilen können.“

Der Scheich denkt eine Weile nach. Dann stellt er sein eigenes Kamel zu den 17 Tieren der Brüder und beginnt, die Herde zu teilen. Er gibt dem Ältesten die Hälfte, dem Mittleren ein Drittel, und dem Jüngsten gibt er, genau wie der Vater es befohlen hat, ein Neuntel der Herde.

Jetzt hat er Älteste neun Tiere, der Mittlere hat sechs und der Jüngste hält in jeder Hand den Zügel eines seiner beiden Kamele.

Der Scheich aber dankt den Brüdern für ihre Gastfreundschaft, besteigt sein eigenes Kamel und reitet wieder hinaus in die Wüste.